Globales Lernen - Kompetenzen

Das Globale Lernen hat ein eigenes Kompetenzmodell, das in vielfacher Hinsicht dem der BNE-Gestaltungskompetenz gleich.1 Der Kompetenzbegriff sowie das damit verbundene Ziel, Wissen, Fähigkeiten und Einstellungen selbstorganisiert vor dem Hintergrund des Leitbilds der nachhaltigen Entwicklung einsetzen zu können, entspricht den Grundelementen des Konzepts der BNE-Gestaltungskompetenz.2 Das Kompetenzkonzept knüpft ebenso an den Kompetenzbegriff von Weinert und die von der OECD formulierten Schlüsselkompetenzen an und ist darüber hinaus anschlussfähig an den europäischen Referenzrahmen "Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen".3

Die 11 Kompetenzen des Globalen Lernens sind:4

Informationsbeschaffung und -verarbeitung: ...Informationen zu Fragen der Globalisierung und Entwicklung beschaffen und themenbezogen verarbeiten können. (Erkennen)

Erkennen von Vielfalt: ... die soziokulturelle und natürliche Vielfalt in der Einen Welt erkennen. (Erkennen)

Analyse des globalen Wandels: ... Globalisierungs- und Entwicklungsprozesse mithilfe des Leitbildes der nachhaltigen Entwicklung
fachlich analysieren. (Erkennen)

Unterscheidung von Handlungsebenen: ... Handlungsebenen vom Individuum bis zur Weltebene in ihrer jeweiligen Funktion für Entwicklungsprozesse erkennen. (Erkennen)

Perspektivenwechsel und Empathie: ... sich eigene und fremde Wertorientierungen in ihrer Bedeutung für die Lebensgestaltung bewusst machen, würdigen und reflektieren. (Bewerten)

Kritische Reflexion und Stellungnahme:... durch kritische Reflexion zu Globalisierungs- und Entwicklungsfragen Stellung beziehen und sich dabei an der internationalen Konsensbildung, am Leitbild nachhaltiger Entwicklung und an den Menschenrechten orientieren. (Bewerten)

Beurteilen von Entwicklungsmaßnahmen:... Ansätze zur Beurteilung von Entwicklungsmaßnahmen (bei uns und in anderen Teilen der Welt) unter Berücksichtigung unterschiedlicher Interessen und Rahmenbedingungen erarbeiten und zu eigenständigen Bewertungen kommen. (Bewerten)

Solidarität und Mitverantwortung:... Bereiche persönlicher Mitverantwortung für Mensch und Umwelt erkennen und als Herausforderung annehmen. (Handeln)

Verständigung und Konfliktlösung: ... zur Überwindung soziokultureller und interessenbestimmter Barrieren in Kommunikation und Zusammenarbeit sowie zu Konfliktlösungen beitragen. (Handeln)

Handlungsfähigkeit im globalen Wandel: ... die gesellschaftliche Handlungsfähigkeit im globalen Wandel vor allem im persönlichen und beruflichen Bereich durch Offenheit und Innovationsbereitschaft sowie durch eine angemessene Reduktion von Komplexität sichern und die Ungewissheit offener Situationen ertragen. (Handeln)

Partizipation und Mitgestaltung: Die Lernenden können und sind aufgrund ihrer mündigen Entscheidung bereit, Ziele der nachhaltigen Entwicklung im privaten, schulischen und beruflichen Bereich zu verfolgen
und sich an ihrer Umsetzung auf gesellschaftlicher und politischer Ebene zu beteiligen. (Handeln)

Die Messung von Kompetenzen des Globalen Lernens
Die Messbarkeit von Kompetenzen steht beim Globalen Lernen nicht im Vordergrund. Dies liegt daran, dass die von Weinert in seiner Kompetenzdefinition für wichtig erachteten Einstellungen und Werthaltungen sind beim Globalen Lernen von zentraler Bedeutung.5 Für diese liegen bis heute in der BNE keine wissenschaftlich fundierten und dennoch praxistauglichen Messverfahren vor. Zudem sollten Einstellungen und Werthaltungen keiner Bewertung durch Lehrende unterliegen (siehe Exkurs Überwältigungsverbot).

Die hier aufgeführten Kompetenzen stammen aus dem Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung. Diese im Orientierungsrahmen (OR) auf Seite 95 aufgeführten Kompetenzen sind für den Schulbereich entwickelt und unmittelbar anschlussfähig für den kompetenzorientierten Fachunterricht. Der Orientierungsrahmen bezieht sich speziell auf die Bedürfnisse der Grundschule (Ende Klasse 4) und den Mittleren Abschluss der Sekundarstufe I. Das Kompetenzmodell bedarf der Ausdifferenzierung für weitere Jahrgangsstufen, vor allem einer Fortentwicklung in die Sekundarstufe II. 6

Maßgeblich für die Entwicklung unterschiedlicher Kompetenzkataloge von BNE und Globalem Lernen war nicht nur der jeweilige Entwicklungskontext mit eigener Zielsetzung, sondern auch die unterschiedliche Konkretisierung für die Anschlussfähigkeit an den vorherrschenden Fachunterricht der Schulen. Während die zwölf BNE-Teilkompetenzen von allgemeiner und grundlegender Bedeutung für die (schulische) Bildung sind und weitgehend den Charakter überfachlicher Kompetenzen haben, zeichnen sich die elf Kernkompetenzen des Orientierungsrahmens für den Lernbereich Globale Entwicklung durch eine stärkere Fokussierung auf nachhaltige Entwicklung und Globalisierung aus.7